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„Vital, visceral, wild and undefined as experience itself – can music be that? I have heard such music, rarely, but, it has changed my life. Attempting to work towards it, though, is a difficult balancing act: one must be as sensually sensitive as if one has no skin, while exercising the analytical clarity, precision and focus of holding a surgeon’s knife.” (Chaya Czernowin)
Chaya Czernowin ist in Israel geboren und ebendort aufgewachsen. Nach ihrem Studium in Israel setzte sie im Alter von 25 Jahren ihre Studien in Deutschland (DAAD-Stipendium) und in den USA fort und lebte dann in Tokio, Japan (Asahi Shimbun-Fellowship und amerikanisches NEA-Stipendium), sowie in Deutschland (Stipendium für die Akademie Schloss Solitude).
Ihre Musik wird weltweit von den renommiertesten Orchestern und Interpret°innen der Neuen Musik aufgeführt. Sie hatte eine Professur an der UCSD inne und war die erste Frau, die als Kompositionsprofessorin an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien (2006-2009) und an die Harvard University, USA (seit 2009) berufen wurde, wo sie bis heute die Walter Bigelow Rosen Professur für Musik innehat. Zusammen mit Steven Kazuo Takasugi und Jean-Baptiste Jolly, dem Leiter der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, gründete sie die Sommerakademie auf Schloss Solitude, einen zweijährlich stattfindenden Kurs für Komponist°innen (2003 - 2019). Takasugi und Czernowin unterrichteten auch beim internationalen Kurs Tzlil Meudcan in Israel, der von Yaron Deutsch vom Ensemble Nikel gegründet wurde.
Czernowins Werk umfasst Kammer- und Orchestermusik, mit und ohne Elektronik. Ihre Werke wurden auf den bedeutendsten Festivals für neue Musik gespielt. Sie komponierte vier groß angelegte Bühnenwerke: „Pnima...ins Innere” (2000, Münchener Biennale), das in der jährlichen Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt zur besten Uraufführung des Jahres gewählt und mit dem renommierten Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet wurde, „Adama” (2004/2005) mit Mozarts Zaide (Salzburger Festspiele 2006). Eine zweite Fassung von „Adama” mit zusätzlichem Chor, entstanden in Zusammenarbeit mit Ludger Engles, wurde 2017 im Stadttheater Freiburg aufgeführt. Die Oper „Infinite Now” wurde 2017 als Auftragswerk der Vlaamse Opera Belgium, des IRCAM Paris und des Stadttheaters Mannheim geschrieben. Das Stück kombiniert/überlagert Materialien des Ersten Weltkriegs (Luk Percevals Theaterstück „FRONT”) mit der Kurzgeschichte „Homecoming” von Can Xue. Auch diese Oper wurde in der internationalen Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt zur Premiere des Jahres gewählt. 2018/2019 schrieb Czernowin im Auftrag der Deutschen Oper Berlin den Text und die Musik zu „Heart Chamber”, das unter der Leitung von Claus Guth uraufgeführt wurde und bei Kritik und Publikum großen Anklang fand. Czernowin war 2005/2006 Artist in Residence bei den Salzburger Festspielen, 2013 beim Lucern Festival, Schweiz, und 2021 beim Huddersfield Festival.
Bezeichnend für ihre Arbeit ist die Verwendung von Metaphern zur Erschließung und Erforschung einer unbekannten Klangwelt, die Verwendung von Geräuschen und physikalischen Parametern wie Gewicht, Oberflächenstruktur (z. B. Glätte oder Rauheit, Helligkeit oder Dunkelheit), die Untersuchung vom Umgang mit Zeit und die Verschiebung von Maßstab und Perspektive. Diese Arbeits- und Denkweisen verbinden ihre Arbeit mit multisensorischen Inhalten und streben nach einem klanglichen Ausdruck, der das Unterbewusste einschließt und über Stil, Konventionen oder Rationalität hinausgeht.
Neben zahlreichen weiteren Preisen vertrat Czernowin Israel beim Uncesco composer's Rostrum 1980, erhielt das DAAD-Stipendium (1983-1985), den Stipendiumpreis (1988) und den Kranichsteiner Musikpreis (1992) bei den Darmstädter Fereinkursen, die IRCAM (Paris) reading panel commission (1998), Stipendien des SWR Experimentalstudios Freiburg (u.a. 1998, 2000, 2001), den Komponistenpreis der Siemens-Stiftung (2003), einen Rockefeller Foundation Grant (2004), eine Nominierung als Fellow des Wissenschaftkollegs Berlin (2008), den Fromm Foundation Award (2009), ein Guggenheim Foundation fellowship (2011) und den Heidelberger Künstlerinnen Preis (2016). Die auf Wergo erschienene Portrait-CD "The Quiet" (mit 5 Orchesterwerken) wurde mit dem vierteljährlichen vergebenen Kritikerpreis der deutschen Schallplattenkritik (2016) ausgezeichnet. 2017 wurde Czernowin als Mitglied der Akademie der Künste in Berlin ausgewählt, 2021 als Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München. 2022 erhielt sie den Gema-Autorenpreis in der Kategorie Musiktheater (neue Oper).
Czernowins Werke werden bei Schott verlegt. Ihre Musik ist bei Mode records NY, Wergo, Col Legno, Deutsche Grammophon, Kairos, Neos, Ethos, Telos Naxos und Einstein Records erschienen.
Sie lebt in der Nähe von Boston mit dem Komponisten Steven Kazuo Takasugi. Czernowin ist israelische/amerikanische Staatsbürgerin.